Zu viel gewollt (Teil2)

Die Nacht nur im Schlafsack auf der Luftmatratze war erholsam, aber recht früh zuende. Irgendwann gegen 6 Uhr erhöhte sich der Lautstärkepegel des Zeltplatzes, und auch mein Körper meldete schon dringenden Nahrungs nachführbedarf an. Zu allem übel wollte auch der Kaffeeautomat nichts frisch gebrühtes hergeben, und so verzehrte ich meine restlichen Nahrungsvorräte bis auf einige Kleinigkeiten, packte meine Sachen zusammen, und saß bereits wieder gegen 8 Uhr auf dem Rad… in der Hoffnung ein hübsches Cafe, Bäckerei oder ähnliches zu finden, wo ich meinen Koffeeindurst löschen konnte. Das ganze fand sich dann direkt an der Strecke am Innufer.

Die Bedienung ließ um die Zeit zwar ziemlich auf sich warten, aber der Platz war gemütlich, die Aussicht gut und auch der irgendwann eintreffen Kaffee samt Croissant entschädigten deutlich. Und dann ging es also los, immer am Innradweg entlang, richtung Salzburg.

Die Strecke ist wirklich wunderschön, und von wirklich vielen Radfahrern frequentiert. Für den eher individual veranlagten Gravelbiker möglicherweise zu viel davon, aber gerade auf der österreichischen Seite führt das ganze durch wirklich schöne, interessante Orte. Allerdings machten sich dann schon nach etwa 40km die ersten Auswirkungen des Vortages bemerkbar. Die Beine waren erwartbar nicht mehr so gut, aber insbesondere schmerzte mir das Hinterteil enorm. Da die geplante Strecke etwas kürzer war, ließ ich es so ruhiger angehen, und legte einige Erholungspausen ein.

zweites Frühstück

Leider ließ sich der langsam immer penetranter werdende Schmerz im Sitzbereich dadurch auch nicht unbedingt verbessern, und hinzu kam einfach das ich ständig Energienachschub brauchte. Hier rächte sich jetzt, das ich am Vortag sicher zwischen 5000 und 6000 Kilokalorien verbrannt hatte, und während der Fahrt nicht ausreichend nachführte. Zwar habe ich abends dann ordentlich reingespachtelt, aber so viele Kalorien lassen sich in kurzer Zeit einfach nicht zuführen, und ich geriet hier in´s Defizit. Das ist sicher der größte Fehler gewesen, und war eines der Dinge die ich aus dieser Reise gelernt habe.

Doch zunächst ging es erstmal weiter. Irgendwo in Österreich gab ich mir diesmal Mühe die Mittagszeit nicht zu verpassen, gönnte mir einen ordentlichen Teller Nudeln, und fand kurz darauf diese praktische „Self-Service-Station“ die ich prompt nutzte um den Luftdruck meines Rades zu kontrollieren.

Zu den quälenden schmerzen am Hinterteil gesellte sich dann auch noch eine Gewitterfront, die mich stetig verfolgte, und mich antrieb weiter zu fahren, und mich nicht zu lange mit Pausen aufzuhalten. Während dessen machte ich mir Gedanken darüber was meine Schlafsituation anging. Ich hatte angedacht in der folgenden Nach wild an einem kleinen See zu biwakieren. Ohne Zelt jedoch kann so ein Regenschauer dann doch eher unangenehm werden.

Die Gewitterfront, immer hinter mir

Immerhin ergaben sich durch die Lichtstimmung ganz nette Fotomotive, und auch die Strecke blieb recht abwechslungsreich. Hier gibt man sich in Österreich wirklich mühe auch um die Radtouristen.

Als ich dann Braunau am Inn erreichte, waren sowohl die Getränkevorräte erschöpft, als auch die körperlichen Akkus aufgebraucht und die Schmerzen unerträglich geworden. Auf der Suche nach einer Möglichkeit Getränke nachzufassen irrte ich zunächst ein wenig hin und her, fand keine Tankstelle aber eine öffentliche „Verrichtungsanstalt“. Über deren Zustand möchte ich hier kein näheres Wort verlieren, machte sie jedoch sowohl dem Ortsnahmen als auch seinem berühmtesten Abkömmling alle Ehre.

Hier traf ich dann letztlich auch die Entscheidung keinen weiteren Tag mehr anzuhängen, und erkundigte mich nach der nächsten Möglichkeit heimzukehren. Die Leistungen des ersten Tages forderten einfach zu viel Tribut. Also entschied ich mich nach Burghausen zu fahren, und von dort aus die Weihen des 8€ Tickets zu nutzen, und günstig heimzufahren.

Letztlich wurden es also knapp über 100km an diesem Tag, und der Schwur mir zuhause sogleich ein anderen Sattel zu besorgen. Darüber hinaus habe ich gelernt das es wenig Sinn macht eine solche Tour mit einer wirklich langen Etappe zu beginnen. Und sollte sie doch nötig sein, auf ausreichend Nahrungszufuhr zu achten. Die Route ist es jedoch wert gefahren zu werden.

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