Zu Beginn des Jahres möchte ich mal eine Geschichte über meine größte Lektion aus dem letzten Jahr erzählen. Damit ihr es besser machen könnt!
Der geneigte Leser wird mitbekommen haben das ich, neben der Selbständigkeit auch noch Vater einer jungen Tochter bin. Wie jeder der das bei anderen sieht, oder aus eigener Erfahrung weiss, mindert das mein persönliches Zeitkontingent doch ungemein. Dennoch ist es mein festes Vorhaben mich mindestens einer Radreise pro Jahr zu widmen, selbst wenn es nur einige wenige Tage sein sollten. Im Jahr 2022 standen sogar mehrere dieser Reisen an. Überraschend bekam ich eine Einladung als Testfahrer für ein neues Gravelresort in Italien, die über ein Wochenende die dortigen Routen erproben wollten, und sich Feedback wünschten. Ich hab mich irre darauf gefreut, und auch davor und danach je einen Tag freigeräumt, um das ausgiebig zu nutzen… und dann brachte mir die Kleine einen richtig schönen Magen-Darm-Infekt mit nachhause… ich lag also entkräftet im Bett und musste das Event schweren herzens absagen.
Diese kurze Vorgeschichte soll euch verdeutlichen, was mich zu meinem leicht überambitionierten Plan getrieben hat. Nachdem ich mich also erholt hatte, wollte ich irgendwie das „verpasste“ für mich wieder reinholen, auch hinsichtlich der Trainingskilometer. Ich fasste also einge Routen zusammen, die ich schon länger auf dem Plan hatte. Zunächst von mir an der Isar entlang nach Passau, lockere 180km, dann von dort weiter bis kurz vor Salzburg am Inn entlang und von dort aus zu Freunden am Chiemsee, nochmal knapp 100km mit knapp 2000 Höhenmetern. Liest sich ambitioniert? War es auch, aber ich stand ganz gut im Training und dachte, das packste schon.
Angesichts des Wetters hab ich mich auf meinen guten Schlafsack und das BivyBag verlassen, um mir Platz und Gewicht des Zeltes zu sparen. Euphorisch ging es als los, Tag 1 gleich mal die Mörderetappe, aber so an der Isar entlang, mit ein paar wenigen Höhenmetern sollte schon gehen.
Auch wenn ich Teile der Strecke schon gefahren bin, aber speziell der Teil an der Isar entlang, bis Landau ist einfach wunderschön. Bester Graveluntergrund, über große Teile schattige Bäume und wenn man nicht in der Nähe irgendwelcher Städte ist, hat man den Weg meist für sich allein. Und es lief. An das zusätzliche Gewicht hatte ich mich bald gewöhnt, und sicher spielte auch eine Rolle das es ja gefühlt eben, aber topographisch meist bergab geht. Nach knapp 50km dann in Landshut die erste Pause, ein Schokocrossaint und eine Cola…. und unbemerkt fing ich mir hier die ersten Probleme ein.
Ich kann hier vorwegnehmen das ich zwar einen ganz guten Schnitt hingelegt habe, aber es natürlich immer später wurde, und ich einen gewissen „Zeitdruck“ spürte. Also hab ich in die Pedale getreten, und in Folge dessen zu wenige und zu kurze Pausen eingelegt, und insbesondere viel zu wenig gegessen. Bei Landau hab ich die Isar verlassen, und es gab die ersten richtigen Anstiege. Besonders in der Stadt selbst gab es einen den ich nur noch schieben konnte. Hier wollte ich eigentlich pausieren und mir eine Portion Nudeln gönnen, aber wie in Bayern leider nicht selten, hab ich die übliche Mittagszeit verpasst und alles hatte bereits geschlossen.
Zu allem Überfluss ging mir dann auch noch das Wasser aus, und ich musste wirklich einige Kilometer in brütender Hitze ohne Flüssigkeitszufuhr auskommen. Schon mit sehr trockenem Mund fand sich dann in Eichendorf ein Getränkemarkt, eine kalte Cola, ein Wasser und ein Schokoriegel. So gestärkt also weiter nach Vilshofen um dort an der Donau weiter nach Passau zu fahren.
Irgendwo auf der mitte zwischen Vilshofen und Passau stellten sich dann schon recht deutliche Signale ein, das es jetzt eigentlich genug wäre. Die 150km hatte ich da schon passiert, aber ich wollte unbedingt weiter, auch weil ich keinen Proviant für eine spontane Nächtigung dabei hatte. Also noch die letzten 30 km in die Pedale getreten, bis nach Passau.
Hier hatte ich mir einen Supermarkt ausgeschaut um Getränke und Verpflegung zu fassen, und dann an einen Campingplatz ausschließlich für Zelte zu fahren. Auf dem Weg dahin begegnete ich noch einer netten polnischen Familie, die mit 2 Hunden und 2 Söhnen auf Grävelrädern unterwegs waren. Wir fuhren die letzten Meter gemeinsam, und so hatte ich auch noch einige interessante Gespräche, während ich unentwegt Essen zu mir nahm, und irgendwann erschöpft in meinen Schlafsack schlüpfte.